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Vor etwa 600 Millionen Jahren besiedelten die ersten Pilze das Festland unseres Planeten; sie hatten sich aus ein– oder mehrzelligen, im Wasser lebenden Organismen entwickelt. Seitdem haben sie einen wahren Siegeszug angetreten. Ihrer ungewöhnlichen Lebensweise geschuldet, bilden sie heute eine Gruppe von Lebewesen, die in ihrer Formenvielfalt ihresgleichen sucht.
Der Pilz als Organismus wächst im Verborgenen, entweder unterirdisch als Myzel oder in den Strukturen anderer Lebewesen: im Holz, in Stängeln und Blättern, Blüten und Früchten, Häuten und Schleimhäuten, Nägeln und Hörnern, und sogar in den Fruchtkörpern anderer Pilze.
Was umgangssprachlich als „Pilze” bezeichnet wird, sind lediglich die mit dem bloßen Auge erkennbaren Fruchtkörper des eigentlichen Pilzorganismus. Sie werden Groß– oder Makropilze genannt und begegnen uns in Wäldern, auf Wiesen und Feldern, an Wegrändern, in Gärten und Parks. Unter ihnen finden wir auch das größte Lebewesen unseres Planeten, einen Hallimasch, der sich im amerikanischen Bundesstaat Oregon über ein Gebiet von mehr als 800 Hektar erstreckt; sein Gewicht wird von Experten auf 600 Tonnen geschätzt.
Dagegen sind Mikropilze mikroskopisch klein. Bestimmte Arten dieser Mikropilze können eine Vielzahl von Erkrankungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen hervorrufen, wobei die Art des Pilzes oft nur am jeweiligen Schadbild zu erkennen ist. Andere Arten stellen nützliche Helfer in den verschiedensten Wirtschaftszweigen dar. Beispiele dafür sind: der Schimmelpilz Penicillin als Antibiotikum ( entdeckt durch den englischen Arzt und Mikrobiologen Alexander Fleming ); bestimmte Schimmelpilze bei der Käseproduktion ( Camembert, Brie und Roquefort ); die Hefen als die natürlichen Helfer beim Backen, bei der Weinherstellung und beim Bierbrauen; wieder andere Mikropilze dienen in der Biotechnologie zur Gewinnung von organischen Säuren und Geliermitteln.
Zahlreiche Arten von Makropilzen und Mikropilzen sind im Ökosystem unseres Planeten von hervorragender Bedeutung beim Abbau organischer Reste ( abgestorbene Pflanzen, tierische Ausscheidungen, tote Tiere ). Sie sind unsere wichtigsten natürlichen Recycler, indem sie diese Reste zu einfachen anorganischen Stoffen zersetzen und so als Mineralisierer den ökologischen Stoffkreislauf im Gleichgewicht halten. Ohne sie – als Zersetzer riesiger Abfallberge – würden wir nicht lange überleben können.
Auf Grund der fehlenden Möglichkeit zur Fortbewegung wurden die Pilze seit der Antike bis in die Neuzeit ( bis 1968 ) den Pflanzen zugeordnet, wobei diese Auffassung in der Bevölkerung auch heute noch weit verbreitet ist. Hierzu jedoch zwei wichtige Gesichtspunkte:
Daher wurde 1969 von führenden Mykologen beschlossen, die Pilze einem eigenständigen Reich ( Mycota oder Fungi ) zuzuordnen, ebenbürtig zu dem der Pflanzen ( Plantae ) und zu dem der Tiere ( Animalia ). Bisher sind etwa 120.000 Pilzarten bekannt und größtenteils auch benannt. Man vermutet aber, dass es die doppelte Anzahl an Pilzarten geben könnte. Damit würden mehr Pilzarten als Pflanzenarten auf unserem Planeten existieren.
Um eine „Ordnung” in diesem Reich zu schaffen, werden die Pilze nach morphologischen, nach biochemischen und neuerdings auch nach molekulargenetischen Merkmalen in bestimmte Abteilungen, Klassen, Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten untergliedert. Diese im Jahr 2007 von 67 weltweit führenden Mykologen erarbeitete und zur Zeit gültige Systematik ist noch immer Gegenstand intensiver Forschung und Diskussion. Daher wird sich in diesem Reich nicht selten der wissenschaftliche Name für Art, Gattung usw. bei manchen Pilzen ändern, und damit auch die Einordnung dieser Pilze in die o.g. Systematik.
Die wichtigste Frage für den Pilzsammler ist aber nicht die für ihn meist „chaotisch” anmutende Systematik der Pilze, sondern ihn interessiert vorrangig, ob seine gesammelten Pilze essbar oder giftig sind. Nur durch eine sichere Bestimmung der Pilzarten kann jedoch eine solche Entscheidung getroffen werden. Bedenkt man aber, dass allein in Mitteleuropa etwa 6.500 Arten von Großpilzen vorkommen, so ist dies kein leichtes Unterfangen.
Ein wichtiges Merkmal ist dabei die Art der sporenbildenden Schicht am Fruchtkörper, wobei die Sporen der geschlechtlichen Fortpflanzung der Pilze dienen. Man unterscheidet:
In Bezug auf ihre Nahrungsquellen haben sich bei den Pilzen im Laufe ihrer Entwicklung drei unterschiedliche Lebensweisen herausgebildet; man unterscheidet: